ELTERN BLEIBEN – Bündnis von Müttern und Vätern – Väteraufbruch für Kinder Kreisverein Köln e.V.

Beratung für Eltern bei Problemen mit Sorgerecht, Umgangsrecht, Jugendamt

Erste Hilfe
Praktische Tipps für Eltern bei Trennung und Scheidung

„WISO bringt nützliche Informationen für Ihren Alltag. ... Gut recherchiert, unabhängig, immer aktuell.“ In der Sendung vom 12.12.2022 ist man dieser Selbstbeschreibung nicht gerecht geworden.

Statt dessen wird tendenziös und einseitig der eskalierte Streit um ein Trennungskind beschrieben. Die Mutter wird als Opfer dargestellt. Dabei könnte sie nach den Informationen aus dem Bericht genauso gut eine Täterin sein, die alles tut, um ihr Kind ohne Kontakt zum Vater aufwachsen zu lassen, genauso wie die Täterin von Attendorn.

Was in dem konkret zitierten Fall nun tatsächlich wie ist, weiß der Autor dieser Zeilen nicht, genauso wenig wie WISO. Warum nicht? Sie haben nicht „gut recherchiert“. 

Was konkret ist an der Sendung schlecht recherchiert?

1. Offensichtlich sind keine Experten gefragt worden, die sich wissenschaftlich statt ideologisch mit Eltern-Kind-Entfremdung befassen, einem zugegebenermaßen extrem schwierigen Thema, dessen Bearbeitung in konkreten Fällen enorme Ressourcen verschlingt. Ressourcen, die die Jugendämter in Deutschland nicht haben. 50% des Budgets der Öffentlich-Rechtlichen könnten da besser investiert sein.

2. Der im Beitrag beschriebene konkrete Fall kann von hier nicht bewertet werden. Eins ist allerdings sicher, die betroffenen Kinder benötigen hier dringend Schutz und Unterstützung. Schutz und Unterstützung, die es beide in Deutschland viel zu selten für Kinder gibt.

3. In der Sendung wird mehrfach eine sogenannten „Hammer-Studie“ zitiert. Allein, es gibt keine „Hammer-Studie“. Was es gibt, ist eine wissenschaftlich wenig seriöse Bestandsaufnahme von drei AutorInnen, von denen sich zwei akut selbst in Familiengerichtsverfahren befinden und nicht genannt werden wollen. 


Welchen Gehalt der Text von Hammer et al. hat, kann mit einer einfachsten
Internetrecherche schnell herausgefunden werden. Dazu gebe man bei google einfach folgende zwei Worte ein: Hammer Studie. Von den ersten zehn Suchergebnissen setzen sich vier kritisch mit dem Text von Hammer et al. auseinander. Drei davon stammen von ehrenamtlich tätigen Trennungseltern. Vier der Suchergebnisse nutzen den Text für ihre steinzeitlichen Lobby-Interessen. Sie stammen sämtlich von großen Lobbyverbänden, die dank guter finanzieller Auspolsterung mit Millionen von Steuergeldern von Bund und Ländern Vollzeit an diesem Thema arbeiten können und seit Jahrzehnten mit Politik und Meinungsmachern intensiv vernetzt sind.

Aber im Text von Hammer et al. wird mit Blick auf ehrenamtlich tätige Nichtresidenz-Elternteile fantasiert:

          „Lobbyorganisationen beeinflussen das familienrechtliche Umfeld und die Rechtsprechung in hohem Maße.“ 

4. Ein Bezug von WISO zu der Bestandsaufnahme von Hammer et al. ist die Erwähnung von Narrativen, die angeblich vor dem Familiengericht falsch verbreitet und unwahr seien.

a)
Bei Hammer et al sind diese Narrative wie folgte formuliert:

(1) Mü
tter entfremden Kinder
(2) nur eine 50:50 Aufteilung der Betreuungszeit l
ässt Kinder gesund aufwachsen
(3) M
ütter wollen Kinder und Geld sowie
(4) M
ütter erfinden Gewalt und Missbrauch

Richtig ist, dass diese Narrative so, wie sie bei Hammer et al. stehen, unwissenschaftlich formuliert sind.

b)
Wissenschaftlich neutral könnte man sie wie folgt formulieren, dann sind sie auch gut belegt:

(1) Die spezielle Form der Kindesmisshandlung „Eltern-Kind-Entfremdung“ wird meist vom „hauptbetreuenden“ Elternteil durchgeführt, unabhängig von dessen Geschlecht.
(2) Der wichtigste Faktor damit Trennungskinder gut aufwachsen, ist ein niedriges Konfliktniveau zwischen den Eltern. Das Betreuungsarrangement ist nachrangig. D.h. auch, dass bei hohem Konfliktniveau die Kinder im „Residenzmodell“ nicht gesünder aufwachsen, als im „50:50“- Modell.
(3) Die meisten Eltern möchten sich um ihre Kinder kümmern. Dazu braucht es auch Geld, über das Väter - wegen der meistgelebten Rollenaufteilung - häufig mehr verfügen, als Mütter.
(4) Nirgends wird so gelogen, wie vor Gericht, von allen Beteiligten. Gewalt und sexueller Missbrauch findet statt und kommen beim Familiengericht - aus naheliegenden Gründen - häufiger vor, als in der Gesamtbevölkerung. Umso schlimmer, dass Eltern beliebigen Geschlechts auch Gewalt und sexuellen Missbrauch erfinden, um Vorteile im Verfahren zu erlangen, meist ohne dafür Konsequenzen zu erfahren.

5. Wir sind überrascht, dass WISO die "Hammer-Studie" nicht auf ihre Wissenschaftlichkeit hin untersucht hat! Man kann getrost davon ausgehen, dass die Redaktion dazu durchaus in der Lage wäre. Hier war es offensichtlich nicht gewünscht. Dieser Beitrag ist entstanden, weil bestimmte Lobby-Gruppierungen damit Einfluss auf die Debatte zur Reform des Familienrechts nehmen wollen. Lobby-Gruppen, die deutschlandweit, intensiv steuerfinanzierte Netzwerke in fast jeder gesellschaftlichen Institution haben.

6. Prof. Salgo hat sich durch seine Unterstützung dieser Aktion von der seriösen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte endgültig verabschiedet.
Dennoch ist nicht alles falsch, was er nach dem Zusammenschnitt von WISO gesagt haben soll, z.B.:
"Die ganzen Fachgesellschaften haben das abgelehnt, als ein Syndrom anzuerkennen." Gemeint ist hier das "Parental Alienation Syndrom". Das liegt aber an der Definition des Begriffs Syndrom. So wie es kein "Missbrauchs-Syndrom" gibt, gibt es auch kein "Entfremdungs-Syndrom." Das ändert nichts daran, dass die "Einbeziehung des Kindes in bestehende Partnerkonflikte mit Anheizen eines Loyalitätskonfliktes für das Kind und damit einem Angriff auf die Bindung zum anderen Elternteil" eine von der Bundesärztekammer, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und weiteren Fachgesellschaften anerkannte Form der Kindesmisshandlung ist.

7. Interessant ist, dass die unwissenschafltiche Bestandsaufnahme von Hammer et al. abschließend 16 Forderungen enthält, von denen 14 diesseits volle Zustimmung erhalten können. So würde die Anwendung des Kontinuitätsprinzips in der überwiegenden Mehrzahl der Trennungsfälle bedeuten, dass die Kinder weiterhin möglichst häufig Kontakt zu beiden Elternteilen haben, denn den gab es vor der Trennung meistens täglich. Unvereinbar damit sowie mit der Forderung nach wissenschaftlichen Entscheidungskriterien ist die Forderung "Keine Anordnung eines Wechselmodells in konflikthaften Beziehungen", deswegen ist sie abzulehnen.

Die Forderung: "Prüfung der Anbieter von Aus- und Weiterbildung im familienrechtlichen System auf das Neutralitätsgebot. Ausschluss bei Verletzung des Neutralitätsgebots." ist selbstverständlich auch abzulehnen. Sie sagt viel über das Rechtsverständis der AutorInnen aus, vor allem aber ist sie weltfremd. Wer soll denn "neutral" sein? Der VAMV? Professor Salgo? Die Bundesministerin für Familien und Frauen? Das Deutsche Jugendinstitut mit seiner Vorsitzenden Prof. Walper?

Nein, angemessen und üblich ist, dass man seine Interessenkonflikte offen benennt. Dann hat jeder und jede Beteiligte die Chance seine / ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. WISO und Hammer et al. wollten diesem Anspruch  nicht gerecht werden.